Monogamie – Ist die lebenslange Treue noch zeitgemäß?
Die gesellschaftliche Norm sieht auch heute noch Monogamie vor: Egal ob Lebensplanung oder Liebesfilm, der (Ehe-)Partner auf Lebenszeit entspricht dem Idealbild – auch wenn diesem nur selten entsprochen wird. Fast jede zweite Ehe wird geschieden, immer mehr Menschen gehen fremd. Welches Verhalten entspricht unserem Naturell?
Inhaltsverzeichnis
Ehe-Aus – gescheitert?
Wenn zwei Menschen zueinander finden und eine Beziehung eingehen, dann handelt es sich um eine Momentaufnahme. In dieser Situation mögen tatsächlich beide glücklich miteinander sein. Doch jede Person entwickelt sich weiter – und selten tut es ein Paar auf dieselbe Weise und in derselben Geschwindigkeit. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Verhaltensweisen und Werte sich wieder auseinander bewegen. Warum dann also noch zusammen bleiben? Weil wir einen „Vertrag“ eingegangen sind. Wenn es sich nicht um das Ehegelübde handelt, dann wenigstens um die feste Zusage einer Beziehung. Wer sich trennt oder gar scheiden lässt, dem haftet in den Augen der Gesellschaft der Makel des Scheiterns an – wofür er sich unversehens rechtfertigen wird. Diese Situation ist durchaus gewollt: In Zeiten klarer Rollenverteilung zwischen Mann und Frau sorgte diese Verbindlichkeit einer Beziehung für eine gesellschaftliche Stabilität. Trennungen hätten vor allem für die Frauen eine Verarmung zur Folge gehabt.
Evolution gibt Polygamie den Vorzug
Heute müssen wir uns durchaus fragen, ob dieser Ansatz des Zwangs noch zeitgemäß ist. Die Natur hat auf die Frage: „Sind wir monogam oder polygam veranlagt?“ Eine eindeutige Antwort: Um das Überleben des Menschen zu sichern, ist es sinnvoll, sein eigenes Erbgut möglichst weit zu streuen – sicherheitshalber gleich auf mehrere Geschlechtspartner. Fachleute unterscheiden in diesem Zusammenhang auch soziale und sexuelle Monogamie. Während Erstere das exklusive Zusammenleben mit nur einem Partner meint, beschränkt sich dich die sexuelle Monogamie auf den Geschlechtsverkehr. Die soziale Monogamie bereitet dabei den wenigsten Menschen Schwierigkeiten; doch vor allem Männer sind für die sexuelle Monogamie nicht geschaffen. Der Grund: Der Geschlechtsverkehr birgt für sie nicht das Risiko einer Schwangerschaft. Sie müssen sich die Frage, ob der Sexualpartner sich für die Aufzucht der Kinder eignet, nicht stellen und könnten sich theoretisch aus dem Staub machen. Der Zwang, sich diesem Verlangen nicht hinzugeben, führt in jedem Fall führt zu einer Unzufriedenheit oder gar Frustration. Wie ausgeprägt diese Begleiterscheinungen sind, ist dabei eine Frage der persönlichen Disziplin und auch der Lust – nicht bei jedem Menschen ist beides gleich stark ausgeprägt.
Soziale Monogamie durchaus sinnvoll
Eine Monogamie im Tierreich ist vor allem auch darauf zurückzuführen, dass beide Elternteile zeitweise für die Erziehung der Nachkommen benötigt werden – „Liebe“ nach unserer Definition ist hierbei kaum im Spiel. Dabei hat schon Evolutionsforscher Charles Darwin die Feststellung gemacht, dass die Tendenz zur Monogamie an zwei Faktoren geknüpft ist: Die Anzahl der Nachkommen und die Notwendigkeit des Schutzes. Je weniger Nachkommen gezeugt werden können, desto größer ist der lohnenswerte Aufwand zum Schutze jedes Einzelnen. Bei einem Tod stünde sonst der Fortbestand der gesamten Spezies infrage. Nach dieser Logik überrascht es kaum, dass die soziale Monogamie beim Menschen nach der Geburt des Kindes sinnvoll ist. Das menschliche Baby ist über einige Jahre auf die Hilfe der Eltern angewiesen um zu überleben; die Zahl der Nachkommen ist beim Menschen vergleichsweise überschaubar.
Christlicher Einfluss verbietet Polygamie
Eine dauerhafte Monogamie in einer Ehe ist durch diese biologische Notwendigkeit nicht zu erklären. Die Kinder sind nach etwa drei Jahren aus dem Gröbsten heraus. Nach dieser Zeit wächst auch für die Frau das Verlangen nach einem neuem Sexualpartner. Wissenschaftler wollen dieses unbewusste Verlangen sogar anhand der freizügigeren Kleidung erkennen können. Der Grund, warum wir uns diesem Wunsch nicht hingeben, besteht angeblich in der romantischen Liebe, die die Partner wie ein unsichtbares Banner zusammenhält. Doch dabei handelt es sich um eine noch recht junge Erfindung westlicher Wohlstandsgesellschaften, die vor allem durch das Christentum geprägt ist. „Du sollst nicht ehebrechen“ wurde uns als eines der zehn Gebote in aller Regel schon in der Kindheit vermittelt. Der Einfluss der Kirche wurde in unserem Alltag in den Letzen Jahrzehnten stark zurückgedrängt, doch für die Macht dieser Werte gilt das keineswegs.
Fazit: Jeder entscheidet für sich selbst
Was bedeutet dieser Umstand nun für jeden Einzelnen? Natürlich muss jeder für sich selbst die Frage beantworten, ob er sich den gesellschaftlichen Zwängen unterwerfen und sexuell monogam leben möchte. Der Wunsch nach etwas Abwechslung, dem „Seitensprung“ wird auf diese Weise nicht verschwinden – wie sich zeigt, ist dieses Verlangen vollkommen normal. Vielleicht sollten wir einfach anfangen, ein bisschen mehr sexuelle Freiheit zu leben.
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/76211/umfrage/scheidungsquote-von-1960-bis-2008/
http://www.focus.de/gesundheit/videos/beziehungen-warum-monogamie-schwachsinn-ist_id_3978551.html
Monogam leben – warum wir in der Regel nur einen Partner haben
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